Suchen Kontakt Impressum
Agrar- und Ernährungswiss. Fakultät | Institut für Agrarökonomie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Abteilung Innovation und Information

Mittwoch, 23. Januar 2008

Internationaler Handel mit Lebensmitteln 2020

Annika Hartleben und Corina Müller

Das weltweit steigende Handelsvolumen im Bereich Lebensmittel (2000: 295 Mio.$, 2005: 465 Mio.$) lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen. Hauptgründe liegen vor allem im Wandel der Entwicklungsländer, die bedingt durch den wirtschaftlichen Fortschritt, auch westliche Essgewohnheiten übernehmen. Besonders im asiatischen Raum nimmt die Nachfrage nach Fleisch und Milch stetig zu. Dieser Trend wird voraussichtlich anhalten, denn der Anstieg der Weltbevölkerung auf ca. 7,7 Mrd. Menschen bis zum Jahr 2020 wird hauptsächlich durch die Entwicklungsländer bedingt sein.

Anhand eines Baseline Prognosemodells (IMPACT) des International Food Policy Research Institutes, können unter Einbeziehung verschiedener Variablen (Regionen, Rohstoffgruppen, konstruierter Wettbewerbsmarkt etc.) folgende Szenarien für 2020 abgeleitet werden: Die Getreidenachfrage steigt mit 47% (557 Mio. t) in den Entwicklungsländern an. Einen Großteil des Anstiegs kann vor allem Asien verzeichnet werden (52 %), davon nehmen China und Indien über die Hälfte der Menge ein. Ebenso erfolgt der bedeutendste Anstieg bei Fleisch und Futtergetreide in den Entwicklungsländern. Vor allem in Ostasien, insbesondere in China, wird sich die nachgefragte Menge bis 2020 auf ca. 110 Mio.t Fleisch und 240 Mio.t Futtergetreide verdoppeln. Weitere bedeutende Anstiege lassen sich im Lateinamerikanischen Raum sowie in Nordafrika/Westasien beobachten.

Der internationale Handel mit Lebensmitteln verlagert sich zunehmend auf elektronische Marktplätze. Die weltweite Verbreitung und Nutzung des e-trades führt zur Senkung der Transaktionskosten, wenn die entsprechenden Voraussetzungen, e-readiness, e-trade-strategy und e-competence, dafür erfüllt sind. Bedeutende Einsparungen werden unter anderem durch die erleichterte Kommunikation, via Internet, und durch die Senkung des Verwaltungsaufwands erreicht, da Daten elektronisch übermittelt und bearbeitet werden können. Weiterhin führen Rationalisierungen im Bereich Liefer- und Transportketten zur Einsparung von Transaktionskosten, da Abläufe optimiert werden können. Des Weiteren wird insbesondere auch kleinen Unternehmen und Unternehmen aus Entwicklungsländern die Platzierung im internationalen Markt mithilfe des e-trades ermöglicht. Die Barrieren am internationalen Handel teilzunehmen sind deutlich geringer und vor allem das Auffinden von geeigneten Partnern wird erleichtert. Beispielsweise können deutsche und ausländische Unternehmen auf der Homepage des e-trade centers Produkte und Dienstleistungen anbieten bzw. nachfragen und daraufhin langfristige Geschäftbeziehungen aufbauen.

Die Voraussetzungen des internationalen Handels werden voraussichtlich mit steigendem Qualitätsbewusstsein der Verbraucher zunehmen. Die Rückverfolgbarkeit der Produkte und Informationen zur Lebensmittelsicherung, wie beispielsweise HACCP, gewinnen daher stetig an Bedeutung. Insbesondere bei homogenen Gütern, deren optischer Eindruck keinen Rückschluss auf die Qualität zulässt, stehen de Vertrauenseigenschaften im Fokus. Daher nehmen die Anforderungen an Informationen mit der Anzahl an Substituten zu, da der Verbraucher stets das Produkt mit der höchsten Transparenz wählen wird. Langfristig können jedoch zuviel geforderte Mengen an Daten und Informationen wiederum zu tarifären Handelshemmnissen führen und Länder mit geringeren Mitteln den Zugang zum Markt verschließen.

Lebensmittelskandale stellen einen weiteren Faktor dar, der den Informationsbedarf erhöht und Verbraucher aktiv nach Qualitätsmerkmalen suchen lässt. Skandale „geringen“ Ausmaßes zeigen sich bereits als Folge von Grenzwertüberschreitungen, z.B. bei Höchstwerten für Pestizidrückstände auf Weintrauben. Einen wichtigen Bestandteil des internationalen Lebensmittelhandels stellen daher definierte Standards und die Einhaltung von Qualitätsprüfungen dar, die durch den Einsatz spezieller Messgeräte garantiert werden. Das kann wiederum ein Hemmnis für Entwicklungsländer und kleine Unternehmen bedeuten, wenn die technische Ausstattung bzw. das notwendige Kapital zur Qualitätsprüfung nicht vorhanden ist.

Die steigende Fleisch- und Getreidenachfrage bis 2020 könnte mit Preissteigerungen einhergehen, da die Kapazitäten der westlichen Länder relativ begrenzt sind. Im Gegenzug dazu würde ein Preisanstieg wiederum einen Produktionsanreiz bewirken. Unter Berücksichtigung der Entwicklungsländer lässt sich jedoch noch ein großes Potential im Bereich Fleisch- und Getreideproduktion vermuten. Wenn die vorhandenen Kapazitäten den Umständen entsprechend gut genutzt werden würden, wären noch große Mengensteigerungen ohne erhebliche Preisanstiege zu erwarten: man geht sogar von eher sinkenden Preisen aus. Die Bedeutung des Lebensmittelhandels zeigt sich wiederum in der Bereitstellung der benötigten Waren am richtigen Ort, wobei der e-trade die Erstellung optimaler Lieferströme umsetzen kann.

Keine Kommentare: