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Agrar- und Ernährungswiss. Fakultät | Institut für Agrarökonomie
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Abteilung Innovation und Information

Dienstag, 8. Januar 2008

Der Landwirtschaftliche Betrieb in Europa 2020

Geesa Theessen und Kerstin Urban

Aus den Veränderungen der Rahmenbedingungen der Landwirtschaft ergeben sich neue Anforderungen, aus denen die zukünftige Entwicklung und Verbreitung von IT in der Landwirtschaft abgeleitet werden kann.

In Bezug auf die Veränderung der Rahmenbedingungen der Landwirtschaft in Europa veröffentlichte die europäische Kommission im Jahr 2006 eine Szenarioanalyse „Scenar 2020“, in der 3 verschiedene Szenarien kreiert wurden (Baseline Scenario, Regionalisation Scenario, Liberalisation Scenario). Im 1. Szenarium wird angenommen, dass es zu keiner Richtungsänderung in der Europapolitik kommen wird. Bei den beiden anderen Szenarien hingegen wird von einer Regionalisierungs- bzw. von einer Liberalisierungspolitik ausgegangen. Die Einflussfaktoren lassen sich unterteilen in die politische Einflussnahme (Landwirtschaftspolitik, Umweltpolitik, WTO) und die Veränderung der sozialen Umwelt (Bevölkerungswachstum, Wirtschaftsentwicklung, Verbraucherpräferenzen, Umweltbedingungen). Laut der europäischen Kommission werden die Bevölkerungszahlen in der EU weitestgehend konstant bleiben. In den anderen Bereichen der sozialen Umwelt werden die Trends der vergangen Jahre weiter anhalten. Im Bereich der Verbraucherpräferenzen bedeutet dies, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produkten und mehr Sicherheit weiter steigen wird, auch der Bedarf an ökologisch produzierten Produkten steigt weiter.

Aus der gestiegenen Nachfrage nach Sicherheit bei Nahrungsmitteln und zahlreichen Erlassen der europäischen Kommission zur Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ergibt sich ein höherer Bedarf an Informationen aus der Produktionskette. Gerade im Bereich der Bioprodukte ist es notwendig, dass auch Informationen der Produktion und der Verarbeitung mitgeliefert werden, um so das Vertrauen der Verbraucher zu gewinnen. Damit die notwendigen Informationen mitgeliefert werden können ist eine kontinuierliche und detaillierte Datenerfassung vom Produzenten bis zum Verbraucher erforderlich. Da für jedes einzelne Tier genaue Daten vorliegen sollen, steigt die Menge an Informationen enorm. Dies erfordert eine automatische Datenerfassung mit Hilfe von Sensortechnik und Bilderkennung.

Auf der Prozessebene erfordert die zunehmende Betriebsgröße eine Automatisierung der Produktionsabläufe, um dem einzelnen Landwirt zu entlasten.

Um dem bestehenden Preisdruck standzuhalten, muss kostengünstig und effizient produziert werden. Folglich muss auf der Betriebsebene die die Verwendung der vorhandenen Inputfaktoren effizient geplant werden, was eine neue Herausforderung für das Management darstellt, dass mit Hilfe geeigneter Software unterstützt werden könnte.

Weit verbreitet sind heute bereits die Einzeltieridentifikation, Ackerschlagkarteien und mobile Agrarcomputer, auch das Internet wird zunehmend zur Informationsbeschaffung und im Bereich E-Government genutzt. Auch wurde bereits viel entwickelt im Bereich der automatischen Datenerfassung (bspw. OptiSort), der Automatisierung von Produktionsabläufen (bspw. Melkroboter) und auch Software zur Unterstützung des Managements (MIS) wurde bereits viel entwickelt (Precision Farming), allerdings ist der Verbreitungsgrad gering.

Was noch fehlt ist eine Vernetzung der Systeme, so dass ein Datenaustausch zwischen den einzelnen Systemen möglich ist, beispielsweise zwischen der automatischen Datenerfassung und den automatisierten Produktionsabläufen. Um dies zu ermögliche, muss weiter an einem einheitlichen Datenformat gearbeitet werden, so dass ein reibungsloser Datenfluss bis hin zur Ernährungsindustrie statt finden kann. und das einheitliche Datenformat, damit der Informationsfluss zwischen den Systemen funktioniert und das vom Landwirt bis zu Lebensmittelindustrie.

Gerade die nicht vorhandene Kompatibilität der Systeme stellt einen hemmenden Faktor bei der Verbreitung der IT in der Landwirtschaft dar. Die Anschaffung einzelner Systeme, die nicht kompatibel sind, stellt keinen großen Vorteil dar. Hinzukommt, dass viel Zeit in das Erlernen der Technik investiert werden muss. Eingebettete Technologien und Surface Computing werden hier in Zukunft Abhilfe schaffen. Eine weitere hemmende soziale Institution ist der Familienbetrieb, der verhindert, dass hochqualifizierte Arbeitskräfte eingestellt werden, die den Einzug neuer IT fördern würden. Denkbar wäre es allerdings, dass durch den Einzug von IT, beispielsweise automatischer Datenerfassung, das Vertrauen in Kooperationspartner steigt, da die asymmetrische Information reduziert wird. Dadurch könnten neue Kooperationen zwischen den Landwirten gefördert werden, was zu einem schnelleren Einzug neuer Technik führen könnte.


Prozess IT

IT + Person

Vernetzte IT

Prozess-

ebene

Bsp.: Fütterungs-
automaten

Eingebettete Technologien

GPS gesteuerte Fahrzeuge

Surface Computing

Steigende Vernetzung

Betriebs-

ebene

Eingebettete Technologien

MIS

Surface Computing

Steigende Vernetzung

Anbieter-

kette

Eingebettete Technologien

Surface Computing

Steigende Vernetzung

RFID Chips

Staat



E-Government


Abb.1 Bestehende Systeme in den einzelnen Bereichen und fördernde Faktoren

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