Um heutzutage im Wettbewerb bestehen zu können, muss ein Unternehmen immer neue und bessere Technologien auf den Markt bringen. Damit die begrenzt vorhandenen Mittel optimal in die Entwicklung neuer Produkte investiert werden können, ist es notwendig, dass schon im Vorfeld das Potential einer neuen Technologie und der zur Erreichung des Maximums notwendige Forschungs- und Entwicklungsaufwand (F&E-Aufwand) bekannt sind. Solche Zukunftsprognosen sollen mit Hilfe des S-Kurven-Konzeptes frühzeitig vorausgesagt werden können. Dieses von McKinsey in den 60ern entwickelte Konzept beschreibt den Zusammenhang zwischen dem F&E-Aufwand und der Leistungsfähigkeit einer Technologie. Alternativ können auch die Zeit und die Absatzmengen abgetragen werden.
Aus diesem Zusammenhang ergibt sich in der Realität meist ein S-förmiger Kurvenverlauf, der in 3 Phasen (Kindheit, Explosion und Reife) unterteilen werden kann. Die erste Phase ist gekennzeichnet durch hohe Investitionen, die aber nur zu einer geringen Leistungssteigerung der Technologie führen. Gerade die Dauer der 1 Phase, in der hohe Investitionen getätigt werden müssen, wird in der Praxis oftmals unterschätzt. Das Problem in der Phase der Kindheit ist, dass eine hohe Unsicherheit über das Potential der neuen Technologie besteht und dass noch unklar ist, ob die Technologie jemals die Marktreife erreichen wird. Sobald das Schlüsselwissen einer Technologie aber entstanden ist können mit relativ geringem F&E-Aufwand und in relativ kurzer Zeit große Leistungszuwächse erzielt werden. Wenn der Wendepunkt der Kurve erreicht ist, sollte nach neuen Technologien gesucht werden, da in naher Zukunft die Reife-Phase erreicht sein wird, in der Leistungssteigerungen nur noch mit sehr hohem F&E-Aufwand möglich sein werden und sich die vorhandene Technologie einem Limit annähert.
Ein S-förmiger Kurvenverlauf liegt beispielsweise bei der Entwicklung und Verbreitung von Bildschirmen vor. Die Braunsche Röhre wurde bereits 1897 entwickelt, wurde aber erst 1926 als Bildschirm für Fernsehgeräte verwendet. In den darauf folgenden Jahren verbreitete sich der Fernseher zunehmend schneller und die Qualität der Bildübertragung wurde gesteigert. Es war nun mögliche bewegte Bilder in verschiedenen Farben darzustellen. In den 50ern kam die Verwendung als Computerbildschirm hinzu. Heute ist die Technologie des Röhrenbildschirms an seinem Limit angelangt und wird ersetzt durch den auf Flüssigkristalltechnik basierende Flachbildschirm (Quelle: www.wikipedia.de). Damit ist der Sprung auf eine neue S-Kurve vollzogen.
Wie an dem aufgeführten Beispiel ersichtlich, ist es schwierig die Beschriftung der Koordinaten festzulegen. An der Abszisse kann zum einen der F&E-Aufwand aber auch die Zeit abgetragen werden. Schwierig ist es ebenfalls sich auf eine Leistungsvariable festzulegen.
Das größte Problem besteht darin, dass der Kurvenverlauf bereits in der 1. Phase klar sein muss, um das S-Kurven-Konzept sinnvoll als Prognosemittel verwenden zu können. Gerade in dieser Phase besteht aber eine große Unsicherheit über das Potential der neuen Technologie und es ist unklar, ob die Technologie die Marktreife überhaupt erreichen wird oder ob der Durchbruch nicht gelingt. Höcherl geht davon aus, dass die maximale Leistungsfähigkeit einer Technologie leicht geschätzt werden kann und das wenige Punkte (in etwa 3) ausreichen um den Kurvenverlauf bereits in der ersten Phase vorhersagen zu können (vgl. I. Höcherl: “Das S-Kurven-Konzept im Technologiemanagement“, 2001).
Empirische Befunde zeigen, dass sich die Innovationszyklen immer weiter verkürzen. Dies bedeutet für Unternehmen, dass höhere Kosten für die Forschung und Entwicklung und höhere Umstellungskosten entstehen. Folglich werden sich die Innovationszyklen nur noch soweit verkürzen, dass die F&E-Kosten weiterhin gedeckt sein werden. Ein weiterer begrenzender Faktor bei der Zuwachsrate der Technologie wird auch das menschliche Leistungsvermögen sein, sowie die Nachfrage nach innovativen Produkten. Gerade im Bereich der Computer Software wird die Weiterentwicklung durch einen zu geringen Wettbewerb und einer Marktkonzentration gedämpft. Allerdings bleibt fraglich, ob ohne die monopolistische Stellung von Microsoft überhaupt das heutige hohe Niveau erreicht worden wäre.
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