Ritu Gulati, Kristine Herkströter und Katja Kanapin
Die Szenarioanalyse hat ihren Ursprung im militärischen Bereich. Um die kriegerischen Fähigkeiten im Ernstfall zu trainieren, haben Militärspezialisten Szenarien möglicher Kriegskonstellationen entworfen und Erfolgsaussichten eventueller Strategien ermittelt.
Im unternehmerischen Bereich setzte sich die Szenarioanalyse erst in den 70er Jahren durch. Ausschlaggebend war dabei die Ölkrise im Jahr 1973.
In diesem Zusammenhang sind Szenarien weder Prognosen, noch Prophezeiungen, die auf der Gabe von Propheten beruhen. Bei Szenarien handelt es sich um ausformulierte, hypothetische Zukunftsbilder sozio-ökonomischer Problemfelder. Diese berücksichtigen möglichst viele alternative Entwicklungsmöglichkeiten und werden systematisch entwickelt. Ihre Entstehung ist für andere nachvollziehbar. Diese Szenarien enthalten sowohl qualitative als auch quantitative Aussagen über Zukünfte und dienen der Orientierung sowie der Entscheidungsvorbereitung.
Die Szenarioanalyse an sich ist ein Planungsinstrument. Mit diesem sollen zukünftige Entwicklungen aufgezeigt werden. Drei Grundtypen von Szenarien können dabei entwickelt werden. Dabei handelt es sich um das positive Extrem-Szenario. Dieses modelliert die bestmögliche künftige Entwicklung und beschreibt dabei einen positiv bewerteten Zukunftszustand, dessen tatsächliche Realisierung unwahrscheinlich aber niemals unmöglich sein darf.
Das negative Extrem-Szenario stellt den zweiten Grundtyp dar. Mit diesem soll die schlechtmöglichste Zukunftssituation modelliert werden. Es handelt sich dabei um einen negativ bewerteten Extremzustand. Für diesen gilt, dass er unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich sein darf.
Bei dem dritten Grundtypen handelt es sich um das so genannte Trendszenario. Dieser Typ schreibt die heutige, aktuelle Situation in die Zukunft fort. Die Zukunft, die so modelliert wird könnte man auch „verlängerte“ Gegenwart nennen.
Mit dem Szenario-Trichter können die Grundtypen dargestellt werden. Die Schnittfläche des Trichters am Bezugshorizont (beispielsweise das Jahr 2020) beinhaltet alle möglichen Entwicklungen. Darin enthalten sind zum einen der Trend, das positive sowie das negative Extrem-Szenario. Der Weg von der Gegenwart bis zum erreichten Szenario läuft nicht linear, sondern ist durch Störereignisse geprägt. Die folgende Abbildung zeigt den Szenariotrichter. Bei kurzfristiger Zukunft spricht von fünf bis zehn Jahren, mittelfristige Zukunft elf bis zwanzig Jahre und langfristige Zukunft ab 20 Jahre.
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Die Szenarioanalyse hat als Zielsetzung die Sammlung und Strukturierung von Informationen bezüglich einer Problemstellung. Ebenso soll die zeitliche Entwicklung wichtiger Einflussgrößen aufgespürt und ihre Auswirkungen auf interessante Szenarien untersucht werden. Das alles dient der besseren Einschätzung von Chancen und Risiken.
Um zum Ziel zu gelangen, unterteilt man die Szenarioanalyse häufig in vier Schritte.
1. Analyse: Dabei findet die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes statt, also die Festlegung und Strukturierung des konkreten Bereichs der Szenario-Analyse.
2. Projektion: Im zweiten Schritt werden Messgrößen zur Beschreibung festgelegt. Ebenso werden Trends für diese Indikatoren ermittelt. Störgrößen werden mit einbezogen. Aus den Trends und den Störgrößen kann man verschiedene Szenarien als Entwicklungsoptionen erstellen.
3. Auswertung: In diesem Schritt ergeben sich mehrere alternative Zukunftsmöglichkeiten. Diese Rohszenarien werden so aufbereitet, dass sie von der zuvor identifizierten Zielgruppe verstanden werden.
4. Bei dem letzten Schritt handelt es sich um die Verwirklichung: Es wird sich für ein Szenario mit dem dazugehörigen Pfad entschieden. Berücksichtigt werden die gewonnenen Erkenntnisse.
Szenarien lassen sich zudem nach unterschiedlichen Aktions- und Verantwortungsbereichen abgrenzen.
- Unternehmensszenarien: Durch Szenarien erkennen Unternehmen u. a. welche Indikatoren kritisch sind.
- Energieszenarien: Bei den Energieszenarien steht vor allem eine Frage im Vordergrund: Wie lange reicht der heute bekannte Vorrat einer nicht erneuerbaren Ressource unter verschiedenen Nebenbedingungen.
- Branchenszenarien: Das relevante Wissen über Märkte, Branchen und Umweltfaktoren ist in der Regel im Unternehmen vorhanden. Hier kommt es darauf an herauszufinden, auf welche zukünftigen Formen sich eine ausgewählte Branche vorbereiten.
- Weltszenarien: In der aktuellen Diskussion von Weltszenarien wird zur Zeit häufig die Frage gestellt: Welche Einflussfaktoren wirken wie auf das Weltklima?
Man sieht, dass sich diese Methode nicht nur auf Unternehmensszenarien beschränken lässt.
Auch allgemein zukünftige Entwicklungen, wie die Weltszenarien oder Energieszenarien lassen sich ermitteln.
Fazit:
Die Methode zeigt sowohl Vor- als auch Nachteile. Dafür spricht, dass der Hintergrund der Entscheidungsverantwortlichen erweitert wird. Ebenso ist diese Methode, wie vorher schon beschrieben, vielseitig einsetzbar. Die Methode zeigt nicht nur die „Zukunft“, sondern auch einen möglichen Weg dorthin.
Jedoch ist diese Methode mit einem hohen Aufwand verbunden und zudem sind wenig quantitative Aussagen möglich.
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